Aus den Lautsprechern tönte sanft Chopins Opus 9 No. 2. Die warme Herbstsonne schien durch die Tüllvorhänge und ließ den Hausstaub, wie Myriaden Elfen voller Wehmut im Ether tanzen. Er schloss die Türe hinter sich, zündete sich eine Zigarette seiner alten Lieblingsmarke an – er hatte vor zehn Jahren aufgehört zu rauchen – und holte seine alte Walther PPK, die noch ein Erbstück seines Großvaters war, aus der Schreibtischlade. Er zog an der Zigarette und inhalierte den Rauch tief. „Man kanns schnell oder langsam machen“, dachte er, „Heute ist ein schöner Tag.“ Er nahm eine Patrone aus der Schachtel und steckte sie ins Magazin.
„Eine hat noch immer gereicht“, sinnierte er vor sich hin während er immer wieder an seiner letzten Zigarette zog. „Was für ein elendes Laster.“
Unten parkte der Mehl-Tankwagen vor der Bäckerei. Lautes Brummen und Surren des Aggregats, das das Mehl in die Lager pumpte. An der Kreuzung um die Ecke weinte ein kleines Mädchen, weil es beim Greissler um die Ecke den ersehnten Lolli nicht bekommen hatte. Der Nachbar schlug seine Frau. Mit der flachen Hand, versteht sich. Und nicht ins Gesicht. Ganz wie es der Prophet erlaubte. Niemand hörte den Schuss. Wie meist. Es war ein schöner, warmer Tag. Altweibersommer.
Aus den Lautsprechern tönte Chopins Opus 15 No. 2.
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