Das rote Sofa – Ep.5. – „Desperado“

Desperado Desperado

Miku schlug mit der Klinge seines Bowie Messers auf Raga´s Konterfeit ein. Alle ihre Bilder vor sich liegend und all seiner wütenden Verzweiflung freien Lauf lassend. Er schnitt nicht. Nein, er schlug und stach auf die Photos ein, bis nur noch Papier-Schnitzel übrig waren. Er liebte sie, wusste aber nicht wie diese Liebe für ihn Sinn ergeben sollte. Es schnürte ihm die Kehle zu. Er wusste, dass er nicht ehrlich zu Raga gewesen war. Und er wusste, dass der Weg zurück zu ihr versperrt war. Er hatte sich selbst einzementiert in einer Welt in der er in Wahrheit nicht glücklich war. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Hätte ihm jemand zusehen können, er hätte denken müssen, dass dieser Mann ein Wahnsinniger ist. Aber das war Miku nicht. Er war verzweifelt. Er liebte Raga so sehr und so verzweifelt und wusste nicht wie er aus seiner Welt ausbrechen sollte. Obendrein schien es fast unmöglich daran zu glauben, dass die Gräben, die zwischen ihnen entstanden waren jemals wieder überbrückt werden könnten. Also schlug er alles was er von Raga besaß mit seinem Messer in Stücke. „Raus aus meinem Herzen!! Hexe!!“, brüllte er, Tränen in den Augen.
Er musste Raga vernichten. Es gab keine andere Möglichkeit weiter zu leben, denn der Weg zu ihr zurück war verbarrikadiert durch die Konsequenzen seiner Entscheidungen. Brennend im Feuer seiner Reue über seine eigene Fehlbarkeit, seine scheinbar schier ausweglose Situation, und die quälende Frage im Kopf, warum „Gott“ Raga überhaupt in sein Leben geführt hatte.
„Du hast nichts als Verwüstung in mein Leben getragen!!!“, brüllte er, mit dem Messer weiterhin auf Raga´s Photos einstechend und schlagend. Miku hatte Raga belogen. Das war wahr. Er hatte ihr Herz gebrochen. Und damit sein eigenes. Niemals zuvor hatte ihm das Universum die Absurdität seines Handelns grausamer vor Augen geführt als in Gestalt dieser Esotussi, die sich lieber mit Tantra und den geheimen Gesetzen der Schöpfung beschäftigte als einem vernünftigen Brotberuf nachzugehen. Da saß er. Müde von sich selbst. Niedergeschlagen und verzweifelt und immer und immer wieder sich selbst darüber zerfleischend, dass er nicht den Mut gehabt hatte ihr von Anfang an in der Wahrheit zu begegnen. Es wäre niemals zu dieser dummen Situation gekommen, denn, auch wenn er vieles falsch gemacht hatte, liebte er sie. Como un desperado.