„Lies!“, sagte der Engel und reichte Raga ein Buch und fügte hinzu, „Seite 317, letzter Absatz. Lies es mir vor. Laut!“.
Also nahm sie das in dunkles Leder gebundene Buch, legte es vor sich auf den Schoß und begann zu lesen.
<<Raga weinte. Miku stand regungslos neben ihr und sah sie an. Dann nahm er ihren Kopf in seine Hände und küsste zärtlich ihre tränennassen Augen. Sie wurde ganz still. Niemand zuvor hatte sie so zärtlich berührt. Niemand ihre Augen geküsst.>>
Eine Träne löste sich von Raga´s rechtem Auge. Sie pausierte und hielt den Atem an. „Lies weiter!“, insistierte der Engel. „Und laut!“, betonte er. „Aber…“, warf Raga ein, „ich will das nicht lesen! Es tut weh!“ „Lies!“, wiederholte der Bote starr. Also richtete sie ihren Blick wieder gehorsam auf die Seiten des Buches. Doch darauf waren keine Buchstaben mehr zu erkennen. Verwundert blätterte Raga Seite um Seite um. Erst langsam, dann immer hastiger. Dann fast panisch. „Aber…! Wie soll ich denn lesen, wenn da nichts steht…?“, richtete sie sich vorwurfsvoll an den Engel, der inzwischen in der Ecke des Raumes stand, und nur mehr schemenhaft erkennbar war. „Der letzte Satz, den du gelesen hast zeigt die ganze warmherzige Schönheit Miku´s in seiner Essenz. So und nicht anders soll er in Deiner Erinnerung fortleben. Das Buch behalte.“
„Aber es ist ja leer!!“, rief Raga, „was soll ich denn mit einem leeren Buch??“
„Schreib!“, sagte der Engel warm.
„Aber was, soll ich denn schreiben…??“, fragte Raga.
„Wenn Du das nicht weißt, dann weiß das niemand.“, antwortete der Engel und verschwand.
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