Das rote Sofa – Ep.9. – „Spring!

Abyss Abyss

Raga ging die Stufen der Aufbahrungshalle hinunter. Langsam. In Gedanken versunken. Hinter ihr in einem Holzkasten zur Leichenbeschau alles was sie geliebt und erhofft hatte. Tot. Vollends vernichtet. Und mit ihm alles was sie gedacht hatte zu sein. Vor ihr, die Straße. Kurz überlegte sie ob sie ein Taxi nehmen sollte, entschied sich dann aber zu laufen. „Was gibt es hier noch zu tun…?“, fragte sie sich, laut sprechend, und hob ihren Blick zum Himmel, als wollte sie von dort die göttliche Stimme der Erkenntnis vernehmen. Sie überquerte die Straße und lief in den gegenüberliegenden Park. Eine weitläufige Anlage in der sich die Menschen zu erholen versuchten von den Problemen und Herausforderungen, die sie einander selbst machten. „Menschen…“, sinnierte Raga,“Fressfeinde haben sie keine mehr… was sollen sie also tun…? Sie machen sich selbst gegenseitig das Leben schwer.“ Es war wahr. Das Problem war die angebliche menschliche Intelligenz ohne Intellekt, also die Tatsache, dass Menschen zwar das Atom zu spalten gelernt hatten, aber immer noch nicht verstanden hatten was genau sie damit eigentlich anrichteten. Und damit war nicht die offensichtliche Zerstörung einer nuklearen Detonation gemeint. „Das Raum-Zeit-Kontinuum wird dadurch entschieden beeinflusst“, sagte eine Stimme. Raga blickte sich um. Aber da war niemand. „Ich weiß, dass Du gehen möchtest“, fuhr die Stimme fort. Wieder schaute sich Raga um, nur um wieder zu bestätigen, dass sie alleine war. Sie hielt an, seufzte tief und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Aber was? Was soll das alles noch hier …?“, murmelte sie fragend in ihre Hände. „Vertraust Du mir?“, antwortete die Stimme fragend. „Vertrauen …?“, fragte sie nach. „Mein Vertrauen wurde vollends vernichtet.“ Es lachte um sie herum. Non-lokal. Lachen. Aber liebevoll schelmisch. Nicht zynisch hämisch. „Und dennoch wird Vertrauen das einzige sein, was Dir jetzt noch bleibt, Liebes.“, flüsterte die Stimme und setzte nach einer Weile nach: „Spring!“

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